Diabetes Typ 2 – erkennen, verstehen, vorbeugen
Unsere gängige Lebensweise birgt so einige gesundheitliche Gefahren mit weitreichenden Konsequenzen für unsere Vitalität, Lebensmöglichkeiten und -zufriedenheit. Es sind vor allem die schleichenden Prozesse, die zunächst noch nicht zu gravierenden Symptomen oder manifesten Laborwerten führen. Sofern wir dies erkennen, können diese Prozesse oft noch umgekehrt werden. Und wenn wir wissen, wie sie entstehen, können wir alles dafür tun, nicht in sie hineinzugeraten.
In diesem und in weiteren Blogartikeln befassen wir uns mit vier bedeutenden Krankheitssyndromen unserer Zivilisation, nämlich Diabetes Typ 2, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Neurodegenerative Erkrankungen und Krebs. Wir starten hier mit Diabetes Typ 2.
Diabetes Typ 2 - Ein schleichender Prozess
Diabetes Typ 2 ist keine Erkrankung, die plötzlich über Nacht entsteht. Lange bevor die Diagnose gestellt wird, ist der Körper bereits auf einem Weg in diese Richtung unterwegs. Über Jahre entwickelt sich eine Kombination aus Stoffwechselstörungen, die schließlich in der manifesten Zuckerkrankheit münden können. Haupttreiber sind dabei dauerhafter Stress und Hyperalimentierung – also ein Übermaß an Nahrung, insbesondere an Zucker und schnell verfügbaren Kohlenhydraten. Genetische Dispositionen können diesen Prozess beschleunigen, sie sind jedoch selten allein ursächlich.
Eine Volkskrankheit mit schweren Folgen
In Deutschland leidet bereits jeder Zehnte an Diabetes Typ 2 – weltweit sind es über 500 Millionen Menschen, Tendenz steigend. Damit gehört die Erkrankung längst zu den großen Volkskrankheiten unserer Zeit.
Die Folgen sind gravierend:
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Herzinfarkt, Schlaganfall)
- Nierenschäden bis hin zur Dialysepflicht
- Augenschäden mit Gefahr von Erblindung
- Nervenschädigungen (Polyneuropathie)
- erhöhte Infektanfälligkeit und Wundheilungsstörungen
Es geht also nicht nur um „zu viel Zucker im Blut“, sondern um ein erhöhtes Risiko für zahlreiche chronische Leiden.
Der Mechanismus der Entstehung…
…nach westlicher Medizin
Damit wir verstehen, warum Diabetes Typ 2 entsteht, lohnt sich ein Blick auf die Abläufe im Körper:
- Ernährungsverhalten: Häufige Mahlzeiten, viel Zucker, Weißmehlprodukte und auch Früchte im Übermaß – insbesondere in Form von Säften – führen zu einer ständigen und hohen Insulinproduktion.
- Ungenutzte Kalorien: Alles, was nicht sofort in Energie umgesetzt wird, wandelt der Körper in Körperfett um. Dieses lagert sich nicht nur unter der Haut und in den Muskeln, sondern auch in und um Organe ab – etwa in der Leber, wo es zu einer Fettleber führt.
- Mangelnde Bewegung: Glucose, die im Blut zirkuliert, wird nicht ausreichend durch Muskelarbeit abgebaut. Der Körper reagiert, indem er noch mehr Insulin ausschüttet.
- Stress: Dauerstress aktiviert das Hormon Cortisol, das den Blutzuckerspiegel zusätzlich erhöht – auch unabhängig von der Ernährung.
Dieses Zusammenspiel hat Folgen:
- Zunächst kommt es zu überschießender Insulinproduktion, die phasenweise zu Unterzuckerungen (Hypoglykämien) führen kann – mit Symptomen wie Heißhunger, Zittern, Schwitzen oder Gereiztheit.
- Mit der Zeit „ermüden“ die Körperzellen und reagieren immer schlechter auf Insulin – es entsteht eine Insulinresistenz, die als zentrale Vorstufe des Diabetes gilt. Glucose gelangt aus dem Blut nicht mehr ausreichend in die Zellen. Es entsteht ein Energiemangel
- Wenn die Insulinwirkung immer weiter nachlässt, kommt es nach und nach zu einer „Verzuckerung“ des Körpers: Zucker lagert sich in Gefäßen, Geweben und Organen ab und schädigt diese dauerhaft.
… nach Traditioneller Chinesischer Medizin
In der TCM wird Diabetes dem Krankheitsbild Xiao Ke („verzehrender Durst“) zugeordnet. Hier steht zunächst ein Zuviel im Vordergrund – ein Übermaß, das den Körper aus dem Gleichgewicht bringt.
👉 Man kann es sich so vorstellen, als ob der Organismus wie eine Landschaft nach Dauerregen langsam „vernässt“.
- Feuchtigkeit und Schleim (Tan): Überernährung, Bewegungsmangel und Stress schwächen die Milz und unser „Verdauungsfeuer“. Nahrung wird nicht mehr vollständig in Energie verwandelt, sondern bleibt als nährstoffarmes Feuchtigkeitsreservoir zurück. Diese „innere Nässe“ verdichtet sich zu Schleim, der die Leitbahnen blockiert.
- Qi- und Blut-Stagnation: Der Energiefluss kommt ins Stocken – wie ein Fluss, der von Schlamm und Geröll gestaut wird. Das erklärt Bluthochdruck, Gefäßprobleme und die zunehmende Trägheit.
- Feuchte-Hitze: Wenn Stress, Ärger oder eine „heiße“ Ernährung (viel Zucker, Alkohol, Fettiges) hinzukommen, verwandelt sich die innere Feuchtigkeit in Dampfschwaden. Diese Feuchte-Hitze erzeugt Durst, Heißhunger, innere Unruhe und Entzündungsprozesse.
- Yin-Mangel in späteren Stadien: Mit der Zeit trocknet der Körper „von innen aus“. Das Yin, die kühlende Substanz, wird verzehrt. Zurück bleiben Trockenheit, Hitzegefühle, Erschöpfung und Folgeerkrankungen.
Prädiabetes – die stille Vorwarnung
Schon bevor der Blutzucker dauerhaft erhöht ist, zeigen sich im sogenannten Prädiabetes-Stadium ungünstige Entwicklungen:
- Fettstoffwechselstörungen: erhöhte Triglyzeride, niedriges HDL („gutes Cholesterin“)
- Leberverfettung (nicht-alkoholische Fettleber)
- Erhöhte Blutgerinnungsneigung und damit gesteigertes Thromboserisiko
- Störungen im Hormonhaushalt, z. B. bei Stresshormonen und Sexualhormonen
- Bauchbetonte Gewichtszunahme mit „innerem Fett“, das besonders stoffwechselaktiv und entzündungsfördernd ist
Diese Entwicklungen laufen oft unbemerkt ab – sind aber ein deutlicher Warnschuss des Körpers.
Das metabolische Syndrom – die „tückische Kombination“
Wenn mehrere dieser Risikofaktoren gleichzeitig auftreten, spricht man vom metabolischen Syndrom. Typisch sind dabei vier zentrale Merkmale:
- Bauchbetonte Adipositas (zu viel viszerales Fettgewebe)
- Bluthochdruck
- Fettstoffwechselstörungen (hohe Triglyzeride, niedriges HDL)
- Insulinresistenz bzw. erhöhte Blutzuckerwerte
Diese Kombination wirkt wie ein „Brandbeschleuniger“ für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und natürlich die Entwicklung von Diabetes Typ 2. Wer ein metabolisches Syndrom entwickelt, hat also nicht nur ein erhöhtes Diabetes-Risiko, sondern ist auch insgesamt in seiner Gesundheit stark gefährdet.
Woran erkenne ich, dass ich gefährdet bin?
Viele Betroffene spüren schon Jahre vor der Diagnose Veränderungen:
- häufige Müdigkeit und Leistungstiefs
- Heißhungerattacken und starke Schwankungen im Energielevel
- Konzentrationsstörungen
- langsame Gewichtszunahme, besonders am Bauch
- erhöhter Blutdruck
Laborwerte, die frühzeitig aufhorchen lassen sollten:
- Nüchternblutzucker: 100–125 mg/dl gilt als Vorstufe
- HbA1c-Wert: zwischen 5,7 % und 6,4 % spricht für Prädiabetes
- Nüchterninsulin und HOMA-Index: geben Auskunft über die Insulinresistenz
- Blutfette (Triglyzeride, HDL) und Leberwerte (GGT, ALT) als Begleitparameter
Wie kann ich gegensteuern?
Die gute Nachricht: Diabetes Typ 2 ist kein unausweichliches Schicksal. Mit bewussten und konsequenten Schritten lässt sich der Weg oft umkehren:
- Ernährung umstellen: weniger Zucker, weniger verarbeitete Kohlenhydrate, mehr Gemüse, gesunde Fette und Eiweiß (Milz stärken und Feuchtigkeit trocknen)
- Regelmäßige Bewegung: schon 30 Minuten zügiges Gehen täglich verbessert die Insulinwirkung spürbar (Qi in Fluss bringen)
- Stressabbau: Entspannungsmethoden wie Qi Gong, Meditation oder Atemübungen helfen, Cortisol zu senken (Shen beruhigen, Leber entspannen)
- Gewichtsreduktion: schon 5–10 % weniger Körpergewicht haben messbare Effekte auf den Stoffwechsel (Schleim und Feuchtigkeit abbauen, die Mitte stärken, das Verdauungsfeuer entfachen)
- Schlafqualität verbessern: ausreichend Schlaf stabilisiert den Hormon- und Zuckerhaushalt (Yin und Yang regenerieren und ins Gleichgewicht bringen, Shen beheimaten)
👉 Fazit: Diabetes Typ 2 ist das Ergebnis eines jahrelangen Prozesses – aber auch eine Chance, rechtzeitig gegenzusteuern. Wer die Warnsignale erkennt und an den Stellschrauben Lebensstil, Bewegung und Stressmanagement dreht, kann den Weg in Richtung Krankheit verlassen und die Gesundheit langfristig stärken.