Gesundheit nach Plan? Warum ärztliche Freiheit und Selbstbestimmung unter Druck geraten
Wenn es Herbst wird und der Winter naht, kommt unser Immunsystem wieder ganz besonders in den Blick. Zwischen Kürbisernte und Erkältungswellen beginnt die alljährliche Impfkampagne, die das Immunsystem angeblich stärken soll. Plakate werben für „Schutz im Doppelpack“ und Kampagnen werden gestartet. Gesundheit wirkt vermeintlich planbar – mit Impfterminen, Apps und Quoten.
Doch verbirgt sich hinter dieser Routine ein leiser Systemwechsel? Ich finde ja. Ab Januar 2026 tritt eine Reform in Kraft, die das Verhältnis zwischen Ärztin/Arzt, Patient*in und Politik grundlegend verändern könnte: die Neuregelung der Vorhaltepauschale.
Wenn Impfquoten über Vergütung entscheiden
2013 wurde für Hausärzt*innen eine Vorhaltepauschale eingeführt, vor allem, um Ärztinnen und Ärzte in strukturschwachen Regionen zu stabilisieren. Ab Januar 2026 gilt eine neue Regelung: Wer in einem Quartal weniger als zehn Schutzimpfungen durchführt, muss mit einer Kürzung der Vorhaltepauschale um 40 Prozent rechnen.
Gleichzeitig werden Zuschläge künftig nur dann gewährt, wenn ein bestimmter Anteil der Patientinnen tatsächlich geimpft wurde – in den ersten drei Quartalen mindestens 7 Prozent, im vierten Quartal sogar 25 Prozent aller Behandlungsfälle.
Was ursprünglich die flächendeckende Versorgung sichern sollte, wird mit der Neuregelung zu einem Belohnungs- und Bestrafungssystem. Zu Recht fragt man sich, wo hier die ärztliche Therapiefreiheit bleibt. Wo die informierte Einwilligung von Patient*innen? Dies scheint offenbar nicht so wichtig zu sein. Denn Zählen soll, was messbar ist – und das ist die Zahl der verabreichten Impfungen.
Die Ärzte für individuelle Impfentscheidung (ÄFI) kritisieren dies:
„Die Neuregelung verfolgt ein bloßes Impf-Marketing, das mit verantwortungsvoller ärztlicher Tätigkeit rund um Impfungen nichts zu tun hat“, so Dr. med. Alexander Konietzky, Vorstandsvorsitzender der ÄFI.
Beratung oder Verkaufsberatung?
Kann ein ärztliches Beratungsgespräch wirklich neutral sein, wenn die Ärztin oder der Arzt weiß, dass jede nicht gesetzte Impfung das eigene Einkommen schmälert?
Das Prinzip der informierten Einwilligung – freie Entscheidung nach umfassender Aufklärung über Nutzen, Risiken und Alternativen – droht zur Formalität zu verkommen.
So verkehrt sich ein Grundprinzip der Medizin: Aus Vertrauen wird Steuerung, aus Heilkunst wird Quote.
Grenzen der Impfbiologie bei Atemwegsviren
Besonders bei Atemwegsviren wie Grippe, Corona oder RSV zeigt sich ein weiteres und grundsätzliches Problem: Diese Erreger gelangen über die Schleimhäute von Nase, Rachen und Lunge in den Körper. Genau dort müsste die Immunabwehr aktiv werden, um eine Infektion überhaupt zu verhindern.
Die meisten Impfstoffe gegen solche Viren werden jedoch intramuskulär, also in den Muskel, gespritzt. Dadurch bildet der Körper vor allem IgG-Antikörper – Abwehrstoffe, die im Blut zirkulieren und vor allem in tieferen Geweben wirken. Was dabei jedoch kaum entsteht, sind sekretorische IgA-Antikörper an den Schleimhäuten, also dort, wo das Virus zuerst auftritt.
Die Folge: Auch Geimpfte können sich infizieren und das Virus weitergeben, selbst wenn sie hohe Antikörperspiegel im Blut haben. Die sogenannte „sterile Immunität“ – ein vollständiger Schutz vor Ansteckung – bleibt damit unerreichbar.
Impfungen gegen respiratorische Erkrankungen haben also ihre biologische Grenze: Sie können nicht zuverlässig verhindern, dass Viren in den Körper gelangen, sondern wirken erst, wenn eine Infektion bereits begonnen hat.
Darüber hinaus bleiben auch Nebenwirkungen und Wirksamkeit ein komplexes Feld. Die Datenauswertung der Safevac-App mit einer dreiviertel Million Meldungen zu Impfreaktionen steht bis heute aus, während offizielle Zahlen zur tatsächlichen Effektivität von Grippeimpfungen stark schwanken – je nach Altersgruppe und Virusstamm zwischen etwa 30 und 70 Prozent, teils sogar darunter. Eine verlässliche Einschätzung, wie wirksam oder risikoarm Impfungen tatsächlich sind, bleibt damit schwierig.
Während Impfkampagnen Milliarden kosten, bleibt der wichtigste Schutz oft unbeachtet: das eigene Immunsystem. Es liegt an uns, die natürliche Barrierefunktion des Körpers – die Schleimhäute und das Immunsystem insgesamt – gezielt zu stärken und auszubalancieren.
Eine starke Immunität entsteht nicht durch eine einmalige Maßnahme, sondern durch Kontinuität und Eigenverantwortung:
bewusste Lebensführung, gute Versorgung mit Nährstoffen und ein intaktes Verhältnis zu Belastung und Erholung.
Folgende Faktoren unterstützen dabei die natürliche Immunabwehr:
- Ausreichende Flüssigkeitszufuhr hält die Schleimhäute feucht und funktionsfähig.
- Frische Luft und Bewegung, besonders im Freien, regen Durchblutung und Abwehrzellen an.
- Vitamine und Spurenelemente wie Vitamin D, C, Zink und Selen fördern die Bildung von Abwehrstoffen.
- Ausreichender Schlaf ist essenziell für die Regeneration des Immunsystems.
- Stressabbau und Entspannung stabilisieren die hormonelle Balance, die stark mit der Immunleistung verbunden ist.
- Kontakt mit natürlichen Mikroorganismen – ob in der Natur oder durch ausgewogene Ernährung – trainiert die Immunabwehr auf natürliche Weise.
Selbst aktiv werden
Es liegt an uns, Verantwortung zu übernehmen. Wir können nicht nur auf staatliche Vorgaben oder Massenkampagnen vertrauen, sondern müssen unser Immunsystem selbst stärken und informierte Entscheidungen treffen. Darüber hinaus kann, wer möchte, sich auch auf politischer Ebene einbringen: Beispielsweise durch Kontaktaufnahme mit den ÄFI, um Informationen auszutauschen, den eigenen Standpunkt zu vertreten oder aktiv an Initiativen zur individuellen Impfentscheidung mitzuwirken. Ein einfacher erster Schritt kann ein Brief an die KBV (Kassenärztliche Bundesvereinigung) sein. Hier gibt es Musterbriefe für Ärzt*innen und Patient*innen, den du entsprechend abändern kannst.





